LemmiSchmoeker reviewed Eine reizende alte Dame by Agatha Christie
So penetrant sympathisch, dass eine ganze Serie kaum zu ertragen sein dürfte
2 stars
Sicherlich tut die Übersetzung von Edda Janus der Geschichte keinen Gefallen: Die feine britische Ironie verkommt zu angestrengter Langeweile, amüsante Dialoge werden zu Phrasentennis – und kein Wort darf in der Übersetzung ausgelassen werden, so dass es von "Nun ja", "Also", "sogar" und "Laß uns" nur so wimmelt.
Das größere Problem ist aber der Roman an sich. Die Hauptcharaktere sind so penetrant sympathisch, dass eine ganze Serie mit ihnen kaum zu ertragen sein dürfte. Man bekommt das Gefühl, es mit einem Ehepaar von Miss-Marple-Parodisten zu tun zu haben. Sämtliche Figuren sind in Klischees ausgearbeitet (bis hin zur Unverfrorenheit, von einer Person zu behaupten, sie „hätte aus einem Roman von Dickens stammen können“) und reden in Formeln – dabei wird an etlichen Stellen ohne erkennbaren Grund betont, wie unangenehm hektisch und unmoralisch die moderne Zeit doch sei.
Besonders schlimm ist, dass Christie von vielen Dingen keine Ahnung hat und geradezu trotzig …
Sicherlich tut die Übersetzung von Edda Janus der Geschichte keinen Gefallen: Die feine britische Ironie verkommt zu angestrengter Langeweile, amüsante Dialoge werden zu Phrasentennis – und kein Wort darf in der Übersetzung ausgelassen werden, so dass es von "Nun ja", "Also", "sogar" und "Laß uns" nur so wimmelt.
Das größere Problem ist aber der Roman an sich. Die Hauptcharaktere sind so penetrant sympathisch, dass eine ganze Serie mit ihnen kaum zu ertragen sein dürfte. Man bekommt das Gefühl, es mit einem Ehepaar von Miss-Marple-Parodisten zu tun zu haben. Sämtliche Figuren sind in Klischees ausgearbeitet (bis hin zur Unverfrorenheit, von einer Person zu behaupten, sie „hätte aus einem Roman von Dickens stammen können“) und reden in Formeln – dabei wird an etlichen Stellen ohne erkennbaren Grund betont, wie unangenehm hektisch und unmoralisch die moderne Zeit doch sei.
Besonders schlimm ist, dass Christie von vielen Dingen keine Ahnung hat und geradezu trotzig doch von ihnen schreibt. Was sie in aller Ausführlichkeit über Mal- und Bildhautechniken von sich gibt – oder ihre naive Vorstellung vom organisierten Verbrechen –, lässt einem mehr das Blut in den Adern gefrieren als die angestrengte Schlusspointe. Dazu kommen immer wieder Vergleiche mit großen Schriftstellern und Malern, die so oberflächlich sind, dass sich der Verdacht aufdrängt, sie könnte die Namen aus einem Lexikon gegriffen haben.
Und, ja, wenn die Auflösung dann endlich passiert ist, muss man sich auch die Frage stellen, ob denn dazu wirklich 200 Seiten notwendig waren! Wenn nicht immer wieder haarsträubende Dei ex machina den Karren aus dem Sand ziehen würden, wären es vermutlich 500 geworden.
Das alles ändert nichts daran, dass Agatha Christie die grande dame des britischen Krimis ist, und ich möchte an dieser Stelle betonen, dass dies das erste Buch ist, das ich von ihr gelesen habe. Ich gehe da gerne von einem Formtief aus. Allerdings einem sehr, sehr tiefen Tief.
(Hinweis: In einer früheren Version dieser Besprechung waren ein paar alberne Vergleiche enthalten, mit denen nun wiederum ich mir keinen Gefallen tat und die ich deshalb hier umformuliert habe.)